Montag, 18. Juni 2012

USA Teil 5: Moab – Jackson

Da wir momentan gerade unerwartet viel Zeit haben, folgt an dieser Stelle bereits der nächste Eintrag. Aber schön der Reihe nach…

Der 10. Juni fing mit Haare schneiden an, ich (Dänu) durfte mich mit der Haarschneidemaschine an Tinä’s, mittlerweile lange Haare wagen, das Resultat waren statt 2cm 6cm kürzer, naja etwas verschätzt, dafür sind die Haare nun schneller trocken und sehen lassen kann sie sich trotzdem noch ;-) . Danach verliessen wir schweren Herzens Moab in Richtung Needles District, den unteren Teil des bereits besuchten Canyonlands NP. Dort machten wir eine 13km lange Wanderung durch die schönen Felstürme (Needles) und genossen die fast menschenleere Natur. Im Gegensatz zum überlaufenen Arches NP war’s hier unglaublich ruhig, einfach herrlich!

Am nächsten Tag stand uns eine lange Fahrt bevor. Wir wollten die 260 Meilen bis in den Capitol Reef NP zurücklegen und unterwegs noch Besichtigungen machen. Schon kurz ausserhalb des Canyonlands NP war der Newspaper Rock zu sehen, ein Fels der voller Malereien der Indianer ist, von denen man nicht genau weiss, wozu sie waren. Die Navajo Indianer nannten ihn „der Fels der eine Geschichte erzählt“. Der nächste Stopp war dann im Natural Bridges National Monument. In diesem kleinen Schutzgebiet gibt es drei natürliche Steinbrücken, die anders als die Felsbögen im Arches NP durch auswaschen von Wasser, in diesem Fall vom White Canyon River, entstanden sind. Obwohl uns nicht gross nach Wandern war (für einmal…), fand der Ranger im Visitor Center, dass wir so aussahen, als wollten wir Wandern und er schlug uns die anstrengendste Wanderung zur Sipapu Bridge vor. Als wir hörten dass diese über Leitern, Treppen und an der Felsklippe entlang steil in den Canyon führt, war unsere Abenteuerlust wieder geweckt. Vorgeschlagen war 1h für diese Wanderung und nach 55min waren wir auch wieder zurück, inkl. einer 25 minütigen Mittagspause unter der schattenspendenden Brücke :-) . Auch dort gab es wieder Zeichen früherer Bewohner, diese hinterliessen ein kleines Dörfchen unter einem Felsvorsprung. Die Behausung war aber leider nur mit dem Feldstecher zu bestaunen. Weiter ging die abwechslungsreiche Fahrt durch weisse und rote Canyons, vorbei an orangen Felsformationen, riesigen „versteinerten“ Sanddünen, über den Colorado River und den hintersten Teil des Lake Powell, einer der vielen Stauseen des Colorado River, bis wir am späteren Nachmittag den Capitol Reef NP erreichten und gerade noch einen Campingplatz erhaschen konnten. Am Abend besichtigen wir mit einem „Dark Ranger“ den Nachthimmel und die Abermillionen Sterne, die im nicht vom Licht verschmutzten Himmel leuchteten. Die einfachsten Sternenbilder sind bei so vielen Sternen schwer zu finden. Sehr eindrücklich!

Auch am 12. Juni war wieder volles Programm angesagt. Bevor wir den Capitol Reef NP schon wieder verliessen, machten wir eine 17km lange Wanderung und verbanden hierfür drei existierende Trails. Diese führten und uns in einen versteckten Canyon, dann quer über Stock und Stein zu einem Arch, wo wir uns aus dem Rucksack verpflegten und die ersten Wanderer auf der heutigen Tour sahen – nur wir zwei in der Wildnis ist einfach herrlich – und zum Schluss noch durch ein ausgetrocknetes Flussbeet, das von steilen Felsen begrenzt wird. Zur Belohnung gab es einen kalten Durstlöscher und saure Grapefruit. Wieder fragten uns Leute, diesmal ein Familienvater mit 4 Kindern, wie weit den die Wanderung sei. Wir verstehen das einfach nicht, noch mit Kinder in der grössten Mittagshitze und keine Ahnung, wie weit die Wanderung ist (er wusste nicht mal ob es eine flache oder steigende Wanderung ist). Von einem Overlook überblickten wir ein letztes Mal den Park und die Felskette und weit darüber hinaus, denn die Luft in diesem Gebiet ist so gut, dass man an durchschnittlichen Tagen 235km weit sehen kann (zum Vergleich war an der Infotafel das Ohio Valley mit 15km Sichtdistanz aufgeführt). Unser Plan war es auf einem kleinen Campingplatz an einem Fluss zu übernachten, doch als wir dort ankamen, war bereits alles belegt. Wir wollten noch KM machen, damit wir am nächsten Tag früh im Bryce Canyon NP sein könnten und fuhren deshalb an den drei vorherigen Plätzen im National Forest vorbei und wir hatten keine Lust, wieder zurück zu fahren. Also entschlossen wir uns, weiter zu fahren und auf eine Gelegenheit für wildes campieren zu hoffen (was wir uns in den USA noch nicht wagten, den es hat immer und überall Verkehr und auch Polizei). Aus purer Neugier bog ich bei der nächsten Staubpiste vom Highway ab und hoffte auf ein Versteck hinter Bäumen. Bäume hatte es, aber auch noch mehr, ein simples Schildchen mit der Aufschrift „Campsite, no open fires“. Völlig entzückt über diesen Zufall machten wir es uns auf dem gratis Plätzchen gemütlich, genossen in absoluter Zweisamkeit, einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Bier und Wein und sahen zu, wie das Licht über dem Escalante Canyon der Nacht Platz machte.

Am nächsten Tag waren wir schon um 9 Uhr im Bryce Canyon NP und wurden dafür belohnt, denn wir konnten uns ein schönes (unserer Meinung nach das schönste) Plätzchen auf dem Campingplatz sichern. Die nächsten 2 Tage verbrachten wir mit besichtigen und erwandern der wunderschönen, majestätischen Hoodoos, Spires und Needles des Bryce Amphitheater. Am besten seht ihr euch einfach die Bilder dazu an!

Am 15.6. hiess es dann schon Abschied nehmen von den schönen Landschaften des mittleren Westen und es fiel uns schwer, diese Gegend um das Colorado Plateau zu verlassen, denn landschaftlich waren diese 3 Wochen unschlagbar. Uns stand nun eine lange Fahrt Richtung Norden bevor. Wir verbrachten quasi den ganzen Tag im Auto und durchquerten den ganzen Staat Utah von Süd nach Nord. Die amerikanischste Stadt Amerikas, die Olympiastadt Salt Lake City mit ihren massenhaft am Strassenrand wehenden, lastwagengrossen USA Flaggen, „besichtigten“ wir nur vom Freeway aus. Dies war uns bereits Amerika genug, denn die Amis sind schreckliche und gefährliche Autofahrer und wir fuhren zügig weiter nördlich. Spät abends trafen wir auf dem Campingplatz ein und verbrachten die Nacht ganz in der Nähe von zu Hause, nämlich in Bern.

Aber leider hatten wir weder Zeit für einen Bummel durch den Loeb, noch für ein Bier im Tramdepot und auch für Besuche hatten wir keine Zeit, denn bereits um 7 am nächsten Tag fuhren wir wieder weiter, um einen Campingplatz im 150 Meilen entfernten Grand Teton NP zu bekommen. Bevor wir die Grenze zu Wyoming passierten, durchquerten wir noch Geneva (ob es in dieser Gegend evtl. Mal viele Schweizer hinzog? Wir wissen es nicht…).

Flott ging unsere Fahrt weiter, bis wir 5 Meilen vor dem Grand Teton NP noch tanken mussten. In Jackson gab es Nachschub für Rambo, doch der wollte plötzlich nichts mehr von Schub wissen. Er bevorzugte es plötzlich, nur noch im ersten Gang zu fahren (es ist ein Automat und man konnte ihn in keinen grösseren Gang zwingen). Wir ahnten nichts Gutes, denn unser Vertrauen konnte er uns noch nicht wieder ganz gewinnen (siehe USA Teil 2). Als wir im Visitor Center nach einer Garage fragten, bekamen wir kritische Blicke zurück, heute war Samstag und die Annahme der Ranger, das heute alles zu sei bestätigte sich leider 30min später, als wir das ganze Dorf abgeklappert hatten. Ein weiteres Mal war nicht gut Kirschen essen mit uns, das Auto bringt uns noch zur Weissglut… Als letzter Hoffnungsschimmer fragte ich noch in einem Autoteile Laden nach. Die Frau bestätigte meine Befürchtung, dass sie nur Teile verkaufen, aber im Haus nebenan seien samstags meistens Mechaniker am Werk, es frage sich nur, ob sie Lust hätten etwas zu machen, den offiziell sei geschlossen. Nun stand ich vor einem grossen, unbeschrifteten Gebäude mit 4 Rolltoren und einer Türe. Ich trat ein und hörte zu meiner Erleichterung, dass jemand mit Arbeit beschäftigt war. Ich machte mich bemerkbar, erklärte unser Problem und machte ihnen deutlich dass sie unsere letzte Hoffnung seien. Der ältere Herr schaute sich das Auto an und wir drückten unsere beiden Daumen, dass es nichts Gravierendes ist. Nach einer Testfahrt fühlte sich der Befund wie ein Hammerschlag ins Gesicht an. Der Transmission (das Getriebe) war dahin und damit nicht genug, denn frühestens sei ein Ersatz am Montag bestellbar und die Auswechslung am Dienstag möglich! Somit war unser Plan und die reservierten Plätze im Yellowstone und Glacier NP für die nächste Woche dahin und wir stinksauer. Mit erstaunlicher Gelassenheit konnte ich die Vorkommnisse dem Vermieter melden und wir mussten uns mit hängenden Köpfen auf einen (überteuerten) Campingplatz begeben. Immerhin hatten sie dort Mitleid und gaben uns 10% Rabatt, aber trotzdem kostet der Platz noch 65$/Nacht. Völlig benommen machten wir uns an die Annulation der Campingplätze der Nationalparks (Yellowstone und Glacier) und versuchten einen neuen Plan für die weitere Route zu erstellen, den in Kanada haben wir, da Hochsaison ist, bereits die meisten Plätze reserviert, weil sie in den Nationalparks bereits rar waren und deshalb bleibt uns nun weniger Zeit in den USA als wir vor hatten :-( .

Statt nichts zu machen, fragen wir später im Visitor Center nach Busverbindungen in den Grand Teton NP und wanderten ein bisschen durch das schöne Städtchen. Immerhin waren wir nicht völlig am Ende der Welt, sondern an einem Ort, in dem man noch was machen kann. Jackson hat ein attraktives History Center, das es hauptsächlich den Otterfell Jägern der 1810er Jahre zu „verdanken“ hat. Diese wurden erbarmungslos gejagt bis sich der Modegeschmack in den 1840er Jahren änderte, aber bis dahin waren sie quasi ausgerottet. Heute ist Jackson hauptsächlich wegen der günstigen Lage für die beiden Nationalparks (Grand Teton und Yellowstone) und dem National Elk Refuge bekannt. Im Winter grasen tausende Elche auf den geschützten Wiesen direkt vor den Toren des Städtchens.
Nun verbringen wir die Tage hauptsächlich mit hoffen und versuchen das Beste aus der Sch…situation in Jackson zu machen. Am Abend sahen wir uns den saulustigen Madacascar 3 Film im Kino an (die Stimmung senkte sich mit dem Anblick unseres Autos wieder) und mussten, dank der Busverbindung, den Grand Teton Nationalpark nicht ganz sausen lassen und fuhren am Sonntag in den Park, machten ein paar Wanderungen, sahen uns an den schneebedeckten Bergen satt (der NP hat seinen Namen angeblich von französischen Pionieren, die beim Anblick der spitzen, schneebedeckten Berge an die weissen Brüste ihrer daheimgebliebenen Frauen erinnert wurden, Teton = Brust) und konnten sogar ein paar Elche inkl. einem Jungen sehen.

Heute Morgen (Montag) erhielten wir dann die Antwort die wir nicht hören wollten. Es dauert nun noch länger und das Auto wir erst am Mittwoch repariert sein, wenn alles gut läuft… Nun versuchen wir die Tage zu geniessen und uns nicht mehr allzu sehr zu nerven. Es hat viele Möglichkeiten in Jackson. Wir werden sicher ein bisschen durch die Läden streifen, den Berg erklimmen der vor der Haustür in Jackson steht (fast wie der Harder in Interlaken und die, die mich kennen, wissen, dass ich dort nicht hochlaufen werde), ausserdem hat es kleine Kletterwände an die man sich wagen kann und Spanisch müssen wir ja auch noch lernen.

Wie, wann und wohin wir als nächstes reisen, wird dann im neuen Eintrag stehen (für den wir dann hoffentlich nicht so viel Zeit haben).

Bis dahin liebe Grüsse und geniesst den Sommer!
Martina und Dänu



 


































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