Dienstag, 25. September 2012

Bolivien Teil 1: La Paz – Potosí

Am 11. September war es nun soweit. Wir starteten zu unserem Trekking in den Cordillera Real. Doch der relativ kurze Autotransport von La Paz zum Ausgangsort Tuni, zog sich durch die Strassenblockade der Minöre in die länge und wir mussten durch die Felder fahren und das Auto zum Teil durch das Geröll und den Sand schieben. Zum Glück war das Trekking des ersten Tages nicht so lange, so dass wir trotz erheblicher Verzögerung nicht allzu spät bei unserem Nachtplatz eintrafen. Nach dem Aufbauen der Schlaf- und des Küchenzeltes und dem geniessen der schönen Bergwelt an der Laguna Negro, sassen wir bei Sixto (unserem Guide) im Küchenzelt, tranken Cocatee und assen ein überaus leckeres Nachtessen. Die Nacht auf 4700müM war kalt und lang und Tinä hatte mit Höhen-Kopfschmerzen zu kämpfen. Dies war unsere bisherige höchstgelegene Nacht und das erst noch im Zelt. Das Frühstück war wiederum hervorragend und um 9 gings bereits los, denn heute stand die längste Etappe auf dem Programm. Wir wanderten knapp 7 Stunden, 22km, viele Höhenmeter und erreichten einen neuen Höhenrekord von 5100müM, sahen hunderte Lamas, bestaunten die wunderschöne Bergwelt, die vielen Lagunen und das beste an allem, wir waren ganz alleine! Die zweite Nacht verbrachten wir dann mit schöner Aussicht auf “unseren” Berg Huayna Potosí, bei ein paar Hütten am Fusse des genannten Berges. Wiederum verbrachten wir eine kalte, lange Nacht im Zelt und wurden am Morgen von einem Hauch Schnee auf unserem Zelt überrascht. Als wir zu Bett gingen war noch Sternenhimmel, doch das Wetter änderte sich rasch, man sah keine Berge mehr, alles war weiss und sogar die Lamaherde vor unserem Zelt schien überrascht zu sein. An diesem Tag wanderten wir fast ausschliesslich durch den Schnee und waren froh, dass unser super Guide die Wege so gut kannte. Das Ziel der heutigen Wanderung war das Refugio Casa Blanca auf 4880müM. Nach einigem auf und ab und einem zwischenzeitlichen Höhenrekord von 5130müM, kamen wir schon vor dem Mittag dort an, wärmten uns mit Tee und speissten das letzte ausgezeichnete Mal von Sixto. Dann hiess es Guide-Wechsel, denn für die Besteigung waren Theo und Alex gekommen und wir mussten uns von Sixto verabschieden, der uns viel Glück für die Besteigung wünschte und sich keine Sorgen um unseren Erfolg am Huayna Potosí machte. Den Nachmittag verbrachten wir mit Material kennenlernen und wir hatten noch eine kleine praktische Übung im Eisklettern am Gletscher zu erledigen, wobei wir nicht allzu viel Energie verpuffen sollten – was nicht ganz einfach ist… Nach drei Tagen in der Natur ohne andere Leute und in der (falschen) Hoffnung, dass dies für die Besteigung auch der Fall sein könnte, war unsere Enttäuschung gross als immer mehr Leute ins Refugio kamen und am Schluss etwa 20 Personen waren. Den Abend verbrachten wir mit unseren Guides und jassten im Nebel auf 4880m. Immerhin konnten wir diese Nacht wieder drinnen schlafen, wobei uns das Zelten sehr gefallen hat, aber dadurch wars dann schon etwas warmer. Was allerdings immernoch kalt ist, ist wenn man sich Nachts beim Gang aufs WC, bei Minustemperaturen und Wind, in den Unterhosen aus dem Haus schliesst… Wir mussten lange und kalte 15 Minuten warten, bis endlich jemand von unserem Geklopfe und Geläut aufwachte und uns wieder in die Schlafsäcke zurück liess. Am Morgen war das Wetter nur eine Spur besser und nach dem Morgenessen mussten wir all das schwere Material (Schuhe, Steigeisen, Helme, Hosen, Handschuhe, Eispickel, Stülpen) und unsere Kleider in die Rucksäcke packen, um ins nächste Refugio auf 5130müM zu wandern. Unser Guide Theo, der von Sixto mitbekommen hatte, dass wir gut wanderten, nahm mit uns nicht den normalen Weg, nein, dies wär ja zu einfach gewesen. Nach dem Gang über die Gletschermoräne, nahm er den fast senkrechten Weg über das Geröll, um zum Refugio zu gelangen. Wir mussten sogar quasi klettern und der Einsatz der Hände war gefragt. Er meinte, für den Aufstieg sei dieser Weg OK, aber der Abstieg sei zu gefährlich, den vor 2 Jahren kam hier beim Abstieg eine junge Holländerin ums leben, die abrutschte, als sie mit müden Beinen vom Huayna Potosi zurück kam. Den Gedenkstein hatten wir unterwegs passiert. Wir waren froh, als wir das Refugio Campo Alto Roca erreichten und es grüsste uns sogar die Sonne und der schöne Huayna Potosí. Langsam konnte man sich Gedanken über den morgigen Aufstieg machen und leichte Nervosität machte sich spürbar. Allerdings hielt das Wetter nicht lange, bald wurde es neblig und wir verkrochen uns ins Haus, wo wir den Nachmittag mit aklimatisieren, Literweise Cocatee trinken und mit Jassen mit den Guides verbrachten. Bereits um 7 Uhr war dann Nachtruhe, wobei man nicht zwingen von Ruhe sprechen konnte. Die eine junge Frau, die die Besteigung in 2 Tagen versuchte und erst am Nachmittag direkt von La Paz ankam, hatte in der Nacht solche Kopfschmerzen dass sie’s nicht ohne stöhnen aushielt. Andauernd musste jemand auf WC und auch wir drehten uns von einer Seite auf die andere und fanden erst gegen 10 Uhr etwas Schlaf. Geplant war, dass 3 Personen (von den mittlerweile 24) um Mitternacht aufstehen und der Rest dann um 1 Uhr aufsteht. Als es dann Mitternacht war und diese 3 aufstanden, standen plötzlich alle anderan auch auf und an schlafen war nicht mehr zu denken. Wir liessen uns von der allgemeinen Hektik aber nicht anstecken und blieben bis um 1 liegen, bevor auch wir aufstanden, unser Zeug packten, die schwere Ausrüstung anzogen und mit unseren Guide frühstückten. Zu diesem Zeitpunkt war bei den anderen grosse Aufbruchsstimmung und bald war das Refugio leer, was zu unserer Entspannung beitrug. Um 2 Uhr war es dann auch für uns soweit. Bei sternenklarem Himmel, ausgerüstet mit Steigeisen, Eispickel und Stirnlampe machten wir (Tinä und ich mit Theo und Mätthu mit Alex) uns in 2 “Seilschaften” auf den Weg. Weit vor uns konnten wir die Lichterketten der aneren Seilschaften sehen und wir stapften in unserem Tempo durch den Schnee, was sich allerdings später für ein bisschen schnell herausstellte. Als wir das Refugio verliessen, war es noch angenehme 4°C gewesen, doch bereits auf 5500müM, mit grandiose Sicht auf La Paz, war es “nur” noch 0°C – auf dem Gipfel waren es dann -6°C. Kurz später überholten wir die erste 3er Seilschaft, die uns schon am Vortag aufgefallen war und uns einen nicht so guten Eindruck machten (später mussten sie aufgeben und umkehren). Aber wir waren anscheinend nicht die letzten gewesen, den es überholten uns noch 2 einzelne Personen mit Guide, die etliches schneller marschierten als wir, wir liessen uns dadurch aber nicht stressen, den unser Ziel war der Gipfel, egal wie lange wir dafür brauchten. Das marschieren wurde allerdings nicht leichter, langsam machten sich die Beine und auch die dünne Luft bemerkbar (immerhin hatten wir keine Kopfschmerzen) und es waren häufiger kurze Pausen nötig um kurz durchzuatmen. Die Zeit verging wie im Flug, in der wir nur unser Atem, das Knirschen des Eises und Schnees und das Stechen des Eispickels hörten und wir völlig aufs Gehen konzentriert waren. In dieser Zeit kamen uns noch 2 weitere 3er Seilschaften entgegen, die die Besteigung aufgeben mussten. Langsam aber sicher wurde es heller und wir hatten noch den schwierigsten Teil vor uns. Es wurde nun noch steiler, die Gletscherspalten tiefer, der Weg schmaler und die Beine müder, was dazu führte, dass nach allen 10 Schritten eine Verschnaufpause nötig war. Wir liessen uns aber nicht unterkriegen und kämpften weiter und hatten unterdessen recht viel Boden zu den anderen Gruppen gut gemacht. Der Gipfel war nun deutlich sichtbar, die Sonne ging auf und die Zuversicht von unserem Erfolg breitete sich langsam in uns aus. Wir hatten aber nicht mit dem ganz letzten Stück gerechnet, dies verlangte uns nochmals höchste Konzentration und den Rest an Energie ab. Mit Hilfe des Eispickels mussten wir uns über einen schmalen Grat (auf der einen Seite gings ziemlich runter, auf der anderen etwa 1.5km – einfach nicht schauen…) zum Gipfel kämpfen. Jeder Schritt verlangte 3 Atemzüge und auf allen vieren kamen wir 5 Stunden nach Aufbruch, völlig erschöpft, aber mit feuchten Augen vor Freude auf 6088müM an! Nach 5 Minuten verschnaufen, standen wir auf dem Gipfel, konnten die wunderschöne Aussicht und unsere Arbeit geniessen, uns vorstellen das wir in 2 Tagen quasi 6000m tiefer im Dschungel sein werden und nach etlichen Fotos und Videos mussten wir den Gipfel 25min später wieder verlassen, um die gefährlichen Stellen zu passieren, bevor das Eis zu weich werden würde. Für den Abstieg zum oberen Refugio hatten wir dann nur 1:40h, doch es war sehr interessant zu sehen, wo wir in der Nacht durchgelaufen sind. Nach einer stärkenden Suppe im Refugio (die überaus nötig war) und einer Stunde Verschnaufpause, mussten wir unser Zeug packen und ins untere Refugio wandern, was uns überaus zu wider war! Doch wir schaften auch das noch und waren froh, dort ins Auto steigen zu können. In La Paz genehmigten wir uns eine gute Flasche bolivianischen Weisswein, liessen das Erreichte nochmals revue passieren – schön einen 6000er Bestiegen zu haben und gingen früh ins Bett.

Der 16. September ist rasch erzählt, nicht viel gemacht aber viel Geld gekostet. Wir besuchten den Sonntagsmarkt in El Alto, dem Vorort von La Paz, der eigentlich nicht besonders interessant war, auch wenn jeder das verkaufte, was er so hatte, z. B. Kartoffeln und Kleider, alte Handys und Schuhe usw. Das Problem war, das uns das Geld, dass wir uns am Morgen besorgt hatten, gestohlen wurde. Da 250CHF hier 2000 Bolivianos sind und man nur 100er Noten bekommt, hatte das Geld nicht im Portmonnaie Platz, also verstaute ich (Dänu) es in meiner Pullovertasche. In der anderen verschliessbaren Pullovertasche hatte ich meine Sonnenbrille und meine Mütze. Mit verschränkten Armen über den Taschen und mit der Kamera in der Hand spatzierten wir über den Markt, als ich nach einer “Spritzattacke” in meinen Nacken bemerkte, dass die Taschen offen waren und das Geld sowie die Sonnenbrille weg waren. Nach diesem Vorfall verliessen wir den Markt, gingen zurück ins Hostal und verspührten keine weiter Lust, uns in der Stadt zu bewegen. Um mich ein bisschen abzureagieren ging ich noch joggen und konnte es so etwas gelassener sehen. Immerhin war es “nur” Bargeld und nicht das ganze Portmonnaie und wir kamen dabei nicht zu Schaden.

Am 17. September verliessen wir in einem kleinen (mit nur 2 Sitzreihen) Flugzeug La Paz, konnten uns im vorbeifliegen nochmals den Huayna Potosí anschauen und landeten 45min später im feuchten Regenwald bei Rurrenabaque (die Busfahrt hätte 24h in Anspurch genommen und sei rel. gefährlich). Plötzlich war alles grün, heiss und feucht und wir wussten nicht recht, wie uns geschah… Später fuhren wir mit dem Boot 3h über den Rio Beni ins Serere Sanctuary. Dieses private Reservat wurde von der selben Organisation gegründet, wie der bekannte Madidi Nationalpark nebenan (der die weltweit höchste Biodiversität hat), mit dem Ziel, den Nationalpark irgendwann zu vergrössern und vor den Gefahren der Rodung, des Jagens der Tiere und des diskutierten Staudammes zu schützen, der grosse Teile des Parks zerstören würde.

Die nächsten 5 Tage verbrachten wir mit schwizten, wandern, relaxen in der Hängematte und Tierbeobachtungen. Wir konnten vier verschiedene Affenarten, Caimane (Krokodielart die bis 6 Meter lang wird), unzählige Vogelarten, darunter die bekannten Macaws (rot blaue Papageie, die bis 80 Jahre alt werden können), viele verschiedene Ameisenarten (von Riesen- über Feuer-, Blattschneide- bis Wanderameisen), Otter, wilde Riesenmeerschweinchen, Wasserschildkröten, hunderte Schmetterlinge, Vogelspinnen (darunter auch eine in unserer Dusche), viele Insekten und tausende Moskitos sehen. Unteranderem versuchten wir uns im Priañafischen (wobei ich das erste Mal beim Fischen richtig erfolgreich war und einen nach dem anderen ins Boot ziehen konnte), konnten Termiten ab Baum essen und proteinreiche Maden probieren. Im Casa Grande, dem Aufenthaltshaus, hielt uns Chica, das kleine Spinnenäffchen, das sie dort aufziehen und später auswildern und die zwei Macaws, die dort leben (das Männchen hat einen gebrochenen Flügel und das Weibchen lebt bei ihm, da die Macaws monogam leben) auf trab. In unserem Häuschen, dass nur von Moskitonetzen umgeben war, kam man sich wie mitten im Dschungel vor und man konnte jedes Gräusch gehört. In den Nächten das Gezirpe und am Morgen das Gebrülle der Brüllaffen. Trotzem konnten wir alle so gut schlafen, wie noch nie in Südamerika und hatten jeden Tag mühe, um um 8 Uhr beim Frühstück zu erscheinen.

Die Tage gingen vorbei wie im Flug und bereits am 21. September mussten wir Abschied nehmen. Den völlig verregneten Nachmittag verbrachten wir im Boot, im Hostal in Rurrenabaque und ich in einer kurzen (zu kurzen) Regenpause mit joggen – immerhin wars nicht kalt. Am nächsten Morgen flogen wir mit derselben kleinen Maschine zurück nach La Paz, wo wir einen Bus nach dem anderen bestiegen und schliesslich um halb 10 am Abend in der höchsten Stadt der Welt, der bekannten Minenstadt Potosí, auf 3977müM ankamen – wieder hatten wir einen Höhenunterschied sondergleichen hinter uns…

Hier möchten wir die bekannten, aber auch etwas gefährlichen Silberminen besuchen, in denen immernoch gearbeitet wird wie vor hundert Jahren. Danach werden wir uns auf den Weg zum weltweit grössten Salzsee, dem Salar de Uyuni, machen.

Wie die Sprengungen in den Minen waren und wieviel Salz es im Salar gibt, erfahrt ihr im nächsten Blog. Zunächst Mal einige Fotos unserer Erlebnisse, viel Spass…

Muchos Besitos e hasta luego
Martina + Dänu































































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